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Ich bin über einen recht guten Artikel der WAZ gestolpert. Dort wurde beschrieben, wie vielerorts nun die Digitalisierung massiv beworben wird. An manchen Schulen werden ganze Jahrgänge nun als „iPad-Jahrgänge“ bezeichnet.

Nun, unbenommen haben digitale Geräte ihr Vorteile. Gerade bei älteren Schülern mag die Organisation vereinfacht werden. Alle Unterlagen werden einfach eingescannt oder direkt elektronisch verteilt, gespeichert, gesichert oder bearbeitet. Dennoch sind sind die meisten Experten und Lehrer einig, dass es nicht ausreichend ist, Geldbündel in die Schulen zu werfen, neue Geräte anzuschaffen und zu hoffen, dass damit alles getan ist.

Technische Konzepte

Zum Einen ist ein technisches Konzept erforderlich, das auch fachlich Hand und Fuß hat. Welche Systeme, welche Software soll eingesetzt werden? Wie werden Arbeitsprozesse abgebildet? Wie erfolgen Wartung und Update-Vorgänge? In vielen Fällen stellte der Mangel an technischem Know-How ein echtes Problem dar. Dazu muss alles bezahlbar sein, gerade wenn man bedenkt, dass für viele Schulen bisher schon die Anschaffung eines neuen Kopierers oder Projektors ein finanzieller und bürokratischer Hürdenlauf war.

Ein sich ergänzendes Nebeneinander alter und neuer Technik und Verfahren scheint die beste Lösung zu sein.

Medizinische Aspekte

Aus medizinischer Sicht spielen aber weitere Faktoren eine Rolle. Währen Studenten oder Schüler der Oberstufe recht viele Vorteile aus neuster Technik ziehen können, ohne zu sehr an „Nebenwirkungen“ zu leiden, gilt dies nicht für jüngere Jahrgänge. Viele jüngere Schüler sind in den Bereichen Lesen und Schreiben bei Weitem nicht sattelfest. Tippen und Schreiben sind nicht dasselbe. Schreibbewegungen fördern nicht nur die Schreibfähigkeit, sondern auch das Erinnerungs- und Lernvermögen. Und das Lesen vom Bildschirm mit selbstleuchtenden Pixeln ist nicht zu vergleichen mit Texten auf Papier und reflektiertem Licht.

Von daher stehen Schulen vor der großen Herausforderung, den Schritt in die technologische Zukunft (schneller) zu wagen als bisher und dennoch Bewährtes nicht über Bord zu werfen. Dass dabei Pragmatik und Bürokratieabbau seitens der Ämter und Behörden hilfreich wären, ist leider auch noch nicht überall Konsens.

Quelle: WAZ 8. Juni 2022