Ein neuer Artikel über Pädagogik in der Praxis ließ mich kürzlich aufmerken. Ich glaube, dass die Begriffe Freiheit und Grenzen untrennbar miteinander verbunden sind.
Besagter Artikel nennt das Beispiel eines Grundschüler, dessen Eltern davon ausgehen, Manieren werden von selbst erlernt. Das Setzen von Grenzen betrachteten sie als „Dressur“.
Dass Säuglinge und Kinder bis zum dritten Lebensjahr ihre Umwelt erforschen wollen ist bekannt. Grenzen sollten hier nur vorsichtig gesetzt werden, z.B. wenn Gefahr droht. Ansonsten darf ein solches Kleinkind durchaus die Botschaft vermittelt bekommen, dass seine Neugier und Umtriebigkeit normal und gesund sind.
Auch zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr soll ein Kind lernen, dass Eigeninitiative gut ist – und nicht schuldhaft. Allerdings muss hier schon ein Abgleiten in ein Extrem verhindert werden. Besagte Extreme sind einerseits Rücksichtslosigkeit, andererseits Gehemmtheit.
Doch mit Eintritt in das Schulalter gewinnen Kinder doch einen inneren Kompass, der auf Regeln achtet. Werden diese dann nicht eingerichtet, sind die Vernachlässigung von Aufgabenerfüllung oder mangelnder Lernerfolg ungewünschte Resultate. Kinder haben übrigens auch kein besondere Vorliebe für Lehrer, die aus das Setzen von Regeln verzichten.
Empirische Studien belegen sehr eindeutig, dass die Erziehung eines Kindes zur Freiheit und Selbstständigkeit unbedingt auch das Setzen von Grenzen erfordert. Beides steht nicht im Gegensatz. Vielmehr sind es zwei Seiten einer Medaille, die es gilt in Balance zu halten.
Quelle: Pädiatrie 2021;33 (6)