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Vielleicht hoffen wir, dass alles wieder in die Normalität zurückkehrt. Dieses Jahr brachte viele Überraschungen mit sich. Hatte man am Anfang noch gedacht, der Corona-Virus sei ein eher chinesisches oder asiatisches Problem, wurden weltweit plötzlich innerhalb von wenigen Wochen viele Nationen in den Lockdown überführt.

Besonders für Eltern, Kinder und Familien hatte und hat dies gravierende Auswirkungen. Zunächst gab es durchaus Positives zu berichten. Familien hatten seit langem vielleicht erstmals wieder richtig Zeit füreinander. Man aß zusammen, spielte zusammen, unterhielt sich – zumindest in vielen Fällen. Mit der Zeit stiegen die Herausforderungen. Für Alleinerziehende, aber auch Berufstätige stieg der Aufwand, den Haushalt zu bewältigen, Homeschooling zu betreiben und dafür zu sorgen, dass Kinder bei Laune blieben. Meine größte Anerkennung gilt besonders hier den Eltern.

Nun kommen wir in die Zeit der Lockerungen. Wie es genau weitergehen wird – und in welchem Tempo – weiß bisher kaum einer. Können wir davon ausgehen, dass dies nur ein Intermezzo war und alles wieder zur Normalität zurückkehrt? Ich habe da so meine Zweifel. Die nächsten Herausforderungen stehen schon in den Startlöchern. Was machen wir mit unserem Schulsystem? Digitalisierung? Gesundheitswesen? Was wäre gewesen, wenn Strom- und Wasserversorgung zusammengebrochen wären?

Eines wurde uns sehr deutlich vor Augen geführt: Vieles, was wir in der Vergangenheit als selbstverständlich und normal angesehen haben, wurde plötzlich zu einem Geschenk, das bei Weitem nicht selbstverständlich ist. Unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben ruht oft auf sehr wackeligen Beinen.

Was aber auch deutlich wurde: Zwischenmenschlichkeit, Beziehungen, Familienleben – all diese Dinge haben wieder einen neuen Stellenwert bekommen und hoffentlich eine neue Wertschätzung. Vielleicht dient diese Zeit dazu, dass wir uns neu auf die wichtigsten Dinge im Leben konzentrieren und an unserem Miteinander arbeiten werden. Wenn Generationen wieder mehr zusammenhalten und weniger in Parallelwelten leben, wenn wir uns Gedanken machen, wie Schule und Bildung auch in Krisenzeiten funktionieren kann und wenn wir wieder eine schöne Unterhaltung oder ein Gesellschaftsspiel mit den Kindern wertschätzen – das könnte ein positiver Schub für unsere Zukunft bedeuten. Was meinen Sie?