Angesichts der heutzutage heiß geführten Debatten, scheint es angebracht, Forschung und Wissenschaft nicht außer Acht zu lassen. Dass die Anwesenheit der Mutter für die gesunde psychische Entwickung eines Kindes existenziell notwendig ist, können sich zumindest viele noch vorstellen. Eine systematische Forschung bezüglich der Vaterrolle setzte jedoch erst in den letzten Jahren ein und führte zu einer Korrektur bis zum diesem Zeitpunkt vorherrschenden Vorstellungen.
Bereits im ersten Lebensjahr kommt einer gesunden Dreiecks-Beziehung „Mutter-Vater-Kind“ eine große Bedeutung zu, und ab dem zweiten Jahr sorgt gerade die Vaterbeziehung zu einer Ausgewogenheit im Bindungsgefüge. Als Identifikationsfigur beeinflusst er die Entwicklung einer stabilen psychosexuellen Identität maßgeblich.
Der Vaterverlust bewirkt dagegen ein vergleichbares Trauma beim Kind wie der Mutterverlust. Selbst ein Ersatzvater ist nicht in der Lage, entstandene Defizite auszufüllen. Geht man davon aus, dass etwa 10% aller Kinder ihren Vater nie kennen gelernt haben, ist eine Erklärung für Gefühlschaos und Loyalitätskonflikte in der Kinderwelt nicht weit zu suchen. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass Vater und Mutter sich in ihrer VERSCHIEDENHEIT ergänzen und so eine gesunde Entwicklung ihres Kindes begünstigen. Dies sollte auch bei der Betrachtung anderer Lebensgestaltungsformen nicht vergessen werden.
Im Familienrecht hat ein Kind Anspruch auf beide Eltern. Das kommt nicht von ungefähr.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Jahrgang 104, Heft 22, 1. Juni 2007